Wenn der Antrieb fehlt: Motivationstief mitten im Studium
Es gibt einen Moment im Studium, der so unausweichlich ist wie der Montagmorgen:
das grosse Motivationstief. Es kommt nicht mit Pauken und Trompeten, sondern
eher leise und hinterlistig. Erst wirkt das Aufstehen schwerer als sonst, dann bleibt
der Laptop zu, und irgendwann fragt man sich: „Warum mach ich das hier eigentlich
nochmal?“ Die Vorlesungen plätschern dahin, der Kaffee wird stärker, der Wille
schwächer. Willkommen in der akademischen Midlife-Crisis.
Dabei beginnt doch alles so verheissungsvoll. Neue Schule, neue Leute, grosse
Pläne. Man schreibt farblich sortierte To-do-Listen und schwört sich, niemals in die
legendäre Prokrastinationsfalle zu tappen. Doch dann, irgendwo während dem
vierten Semester bröckelt der Elan. Die anfängliche Euphorie weicht einer Mischung
aus innerer Leere und Netflix-Binge-Watching. Und der Gedanke, dass es noch drei
Semester bis zum Abschluss sind, ist plötzlich weniger motivierend als gedacht.
Aber bevor du jetzt die Immatrikulationsbescheinigung symbolisch verbrennst –
keine Sorge: Du bist damit nicht allein. Dieses Tief ist so normal wie Mensa-Kaffee
lauwarm. Es zeigt nur, dass du dich in einem Prozess befindest, der nicht immer
linear verläuft. Das Studium ist schliesslich kein Sprint, sondern eher ein
langgezogener Orientierungslauf mit gelegentlichen Stolpersteinen, motivierenden
Ausblicken und sehr vielen Pausen.
Was hilft? Zunächst einmal: Sanftmütigkeit mit sich selbst. Man muss nicht immer
funktionieren wie ein Lernroboter auf Speed. Kleine Schritte wirken oft Wunder. Statt
sich mit Druck zu blockieren, kann schon ein kurzer Tapetenwechsel, ein neuer
Lernort oder ein Gespräch mit Kommiliton:innen die Perspektive ändern. Auch das
berühmte Belohnungssystem – erst eine Aufgabe, dann Schokolade – darf völlig
legitim sein. Und manchmal hilft es, sich einfach zu erinnern, warum man
angefangen hat: Der Traumjob, das Interesse am Fach oder auch nur der Wille,
irgendwann stolz auf sich sein zu können.
Das Tief vergeht. Es mag sich ziehen, aber es ist kein Dauerzustand. Und vielleicht
ist genau das der Trick am Studium: zu lernen, wie man auch dann weitermacht,
wenn gerade nichts danach aussieht. Am Ende zählt nicht, wie oft man gestolpert ist
– sondern dass man immer wieder aufsteht. Und sei es mit einem Espresso in der
Hand und einem halben Kapitel Skript unter dem Kopfkissen.