«Hellöu, noice to meet jöu» - Norwich – Ein Selbstbericht

 

Die Planung und der Flug verliefen reibungslos. Zu siebt haben wir uns ein AirBnB Haus für 3 Wochen gemietet. Dann wars erstmal still um das Thema Norwich in unserer Gruppe, schliesslich haben wir alles bereits ein halbes Jahr vorher geklärt und gebucht. Doch dann: Die letzte Prüfung des zweiten Semesters waren absolviert und zwei Tage später flogen wir los. Und da waren wir also.

 

Die WG

Unser Ziel war es bis vier Uhr nachmittags nur Englisch miteinander zu reden. Dies haben wir bereits am ersten Tag wieder aufgegeben. Der Funke wollte in der WG fürs «English-Only» nicht überspringen. Das war aber kein Problem, denn wir waren immer im Kontakt mit den Engländern waren und benötigten die Sprache täglich.

Auf was ich mich persönlich immer gefreut habe, war das gemeinsame Kochen. Und da konnte man einiges Neues lernen, denn wir haben uns, durch zwei Veganer in der Gruppe, gerne auch vegan ernährt und somit neue Gerichte kennengelernt, die wahrlich superköstlich schmeckten.

Natürlich war es nicht nur das Kochen, sondern auch das «abhänge» in der WG. Auch Brettspiele wie eine abgeänderte Version von «Werwolf» hatten wir mitgebracht und nahezu täglich mehrere Partien gespielt und dabei gelacht. Wenn wir nicht in der WG waren, dann entdeckten wir Norwich mit all den guten und schlechten Facetten. Wir gingen aus und gerne plauderten wir mit dem lokalen Einwohner über allerlei Dinge. Und als ich dann meinen Geburtstag feierte, durfte das Guinness-Bier selbstverständlich auch nicht fehlen.

Natürlich waren wir nicht zum Relaxen und Erkunden da, sondern wegen des Cultural-Exchanges.

NILE, so heisst die Organisation, die uns durch die Austauschwochen geführt hat, organisierte uns die zu besuchenden Schulen, interne Lernanlässe und die dazugehörigen Aufgaben.

 

Zu erzählen gibt es so einiges, doch was war mir von den Austauschwochen besonders geblieben? Ich fasse zusammen:

 

Vergleich zwischen dem Schweizer und dem britischen Schulsystem

Was ich bereits gesehen habe, ist, dass das Schulsystem im Vereinigten Königreich einen lächerlichen Wettbewerb gegeneinander bestreitet. Je mehr Schüler die Schulen haben, desto mehr Geld erhalten sie von der Regierung. Der Clou ist, dass die Schulen alle 5 Jahre bewertet werden, was ebenfalls zu mehr Schulgeld führt. Wie man sich vorstellen können, werden die Schulen mit niedrigerer Bewertung nicht viele Kinder haben, während die besser bewerteten Schulen sogar eine Warteliste führen. Auf der einen Seite werden die schlechter-bewerteten Schulen nicht genug Geld erhalten, um sich zu verbessern, auf der anderen (wohlhabenderen) Seite müssen die Kinder warten, bis sie überhaupt in die Schule dürfen, welche eine gute Bewertung erreicht hat. Lokalität spielt natürlicherweise in der Selektion eines Schulhauses ebenfalls eine Rolle. Ebenfalls bedenklich sind die enorm niedrigen Löhne für Lehrerschaften. Dies trägt ebenfalls zur besorgniserregenden Situation bei.

 

Vergleich der Klassenzimmer in der Schweiz und in England

Wie ich bemerkt habe, ist eine grosse Anzahl Kinder in einem durchschnittlich kleinen Klassenzimmer. Etwa 40 Kinder wurden in einem Raum unterrichtet, der für 20 in der Schweiz geeignet ist. Die Arbeiten der Kinder werden im Gang ausgestellt, wie in der Schweiz, aber der große Unterschied besteht darin, dass die Wände komplett voll damit sind. Preise, Wettbewerbsschreiben, Klassensprecher, Fotos der Kinder, Klassenarbeiten, motivationale Sprüche, nationale Auszeichnungen, weitere Errungenschaften, und davon abzusehen sind noch all die Informationen, welche überall hängen. Quantität vor Qualität hatte ich das Gefühl.

 

Umgang mit Schülerinnen und Schüler

Der Umgang und das pädagogische Setting mit den Kindern in der Schule haben mich beunruhigt. Denn einiges schien sehr konservativ zu laufen, um es nett auszudrücken Doch ein Wort lasse ich hier gerne stehen: Drilling!

Dies habe ich ebenfalls immer wieder mit verschiedensten engländische Lehrpersonen thematisiert, was spannende Diskussionen ausgelöst hat.

 

 

Sicherheit

In der Schweiz steht das Schulgelände üblicherweise offen. In England gibt es kein unbefugtes Betreten oder Austreten, denn sie sind mit Zäunen und Gitter abgeriegelt. Über eine Administration wird jedes Kind, Besucher, Lehrperson, usw. angemeldet und abgemeldet. Lehrpersonen werden mit tragbaren Visitenkarten versehen. Spannend ist, dass die Engländer einen enormen Wert auf die Sicherheit des Kindes in- und ausserhalb der Schule legen. Macht das Kind Anspielungen auf problematische schulische, wie auch private Situationen, wird von der Schule direkt interveniert. Sie legen einen enorm hohen Wert auf eine offene Kommunikationskultur, so dass die Kinder diverse Probleme mit den Supervisors besprechen, damit diese das Kind schützen können und sogar bei den Eltern einen Besuch abstatten, sollte dies den nötig sein. Das Wohl und die Bedürfnisse der Kinder werden somit sehr ernst genommen.

 

Englisch Kenntnisse

Meine neu erworbenen Englischkenntnisse aus dem Vorkurs konnten erstmals fleissig eingesetzt werden, wie zum Beispiel Smalltalk mit den Bürgern oder Diskussionen über lokale Schulpolitik mit Lehrern.

 

Fazit

Zurückblickend war Norwich ein Erlebnis, aus welchem ich mein Leben lang großartige Gedanken und Geschichten hervorzaubern kann. Der Austausch war nahe mit einem Abenteuer mit PH-Studierenden zu vergleichen. Doch abschliessend zu sagen ist, dass man dann doch auf unser Schulsystem zurückblickt, was auch von Zeit zu Zeit in bürgerlicher Kritik steht, und sagen kann: «Doch, wir machen das super in der Heimat.»