Was macht eigentlich ein Rektor? Dezember 2012

von Silvio Herzog, Rektor PHZ Schwyz 

 

Liebe Studierende der PHZ Schwyz

 

„Götti, was macht eigentlich ein Rektor den ganzen Tag?“ fragte mich jüngst Yannik, einer meiner drei Patenkinder. Wie es Kinderfragen so auf sich haben: einfache Frage, schwierige Antwort – zumindest für uns als Erwachsene. Weil mich nun auch das ECHO mit der gleichen Frage kontaktierte, kann ich mich wohl dem Versuch nicht mehr entziehen, zumindest Ihnen, liebe Leserinnen und Leser des ECHOS, eine Antwort zu formulieren.

 

Kurzantwort für Schnellleser: Die Aufgabe eines Rektors beinhaltet hauptsächlich Kommunikation und Vernetzung.

 

Zu- und Hinhören, Nachfragen, Austauschen, Klären, Entwickeln, aber auch Informieren, Präsentieren, Übermitteln gehören zu meiner hauptsächlichen Tätigkeit in der Kommunikation. Konkret schlägt sich das im Arbeitsalltag so nieder, dass ich fast durchgehend in Besprechungen, am Telefon oder am E-Mail bin. Ich versuche mir immer wieder Zeit zu nehmen für spontane Gespräche auf dem Flur oder in der Cafeteria. Von dieser Zeit wünschte ich mir mehr.

 

Gerade in der Einstiegsphase als neuer Rektor der PH(Z) Schwyz ist Kommunikation grundlegend. Es gibt so viel kennen zu lernen: Menschen, aber auch Kulturen, Strukturen und Praktiken. Sie können sich das als eine Entdeckungsreise vorstellen, auf der immer mal wieder eine Überraschung wartet. Als Reisender und vor allem als Reiseleiter sind Überraschungen meist weder positiv noch negativ, sondern schlicht Tatsachen, die einem neue Möglichkeiten bieten oder Umwege erfordern. Ich darf aber bilanzieren: Die bisherige Reise hier in Goldau war für mich eine grosse Bereicherung, insbesondere im Kontakt mit den Menschen, die hier mit viel Engagement, Kompetenz und auch Humor arbeiten und lernen.

 

Kommunikation ist auch grundlegend für mein allgemeines Führungsverständnis einer Pädagogischen Hochschule. Bildung, soll sie nachhaltig wirken, kann nicht verordnet, sondern muss gemeinsam entwickelt werden. Dasselbe gilt für Fragen der Kultur, also des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens. Deshalb möchte ich im Gespräch sein mit Ihnen als Studierende, mit den Dozierenden und den Mitarbeitenden, aber auch mit unseren Partnern in den Schulen vor Ort wie Schulleitungen, Praxislehrpersonen und Lehrpersonen oder bei den zuständigen Ämtern des Kantons. Damit Ihnen der Einstieg in Ihr Berufsleben erfolgreich gelingt, müssen wir gut in der Schulpraxis verankert sein. Wenn wir als Hochschule einen guten Ruf haben (und diesen auch verdienen), dann wertet dies auch Ihr Abschluss auf und gibt Ihnen einen Bonus in der Bewerbung. Deshalb bin ich im Moment viel unterwegs in verschiedenen Gremien, um unsere Hochschule zu repräsentieren und Rückmeldungen auch von „aussen“ zu erhalten.

 

Als Klammerbemerkung: Wenn Sie in der Schulpraxis stehen oder dann als Lehrerin bzw. Lehrer tätig werden, werben Sie mit Ihrem kompetenten Auftritt nicht nur für sich, sondern immer auch für unsere Hochschule. Sie sind die wichtigsten Repräsentantinnen und Repräsentanten unserer Hochschule gerade in der Schulpraxis. Wenn Ihnen das besonders gut gelingt, ist das also eine echte Win-Win-Situation für Sie und uns.

 

Wenn ich als Rektor einen guten Draht zu den verschiedenen Personengruppen habe, kann ich, auch unter grossem Zeitdruck, gute Entscheidungen fällen. Es ist klar: Sich für etwas zu entscheiden, heisst meistens auch, sich gegen etwas zu entscheiden - Sie kennen das sicher aus Ihrem Alltag. Damit muss man oft Entscheidungen fällen, die nicht allen gefallen. Mein Anspruch an mich ist, dass die Entscheidungen fundiert und nachvollziehbar sind und dass sie fair und transparent kommuniziert werden. Natürlich habe ich nicht immer Recht und meine Entscheidungen sind nicht ohne Fehler. Fehler machen, zu ihnen stehen können und – wenn dies erforderlich ist – seine Wegrichtung ändern – das gehört für mich nicht nur zu meinem Führungsverständnis, sondern auch zur Kultur unserer Hochschule.

 

Ein weiteres wesentliches Merkmal meiner Arbeit als Rektor ist die Vernetzung. Als eine meiner zentralsten Aufgaben erachte ich, Menschen mit vielseitigen Perspektiven und Kompetenzen zur Lösungsfindung zusammenzuführen. Das Potential der Mitarbeitenden, Dozierenden, Forschenden, Beratenden, Studierenden und Lehrpersonen, die sich an der Lehrerbildung beteiligen, soll möglichst optimal eingesetzt werden.

 

Es geht aber in meiner Aufgabe nicht lediglich darum, Menschen und ihre Kompetenzen zu vernetzen. Um eine Hochschule zu führen, braucht es kohärente Konzepte und Programme. So versuche ich, aufkommende Ideen und Ansätze in ein ganzheitliches Profil unserer Hochschule einzubetten. Für diese Arbeit profitiere ich sehr stark davon, dass ich mich als Student, als Dozent und vor allem auch als Forscher mit wissenschaftlichen Theorien auseinander gesetzt habe. Nicht, dass ich irgendwelche Theorien einfach übertragen kann oder sie über bestehende Fragen „überstülpen“ möchte. Vielmehr war – und ist – die Auseinandersetzung mit Wissenschaft für mich eine Art „Denkschule“, um immer wieder Abstand zu nehmen und eben vor lauter Bäumen den Wald noch zu sehen.

 

So bin ich neben dem Kommunizieren viel am Denken, Skizzieren und Konzipieren. Dazu brauche ich auch mal das stille Kämmerlein, mein „Gedankenatelier“, um im Anschluss diese Ideen im Gespräch weiterzuentwickeln. Meine Arbeit ist dabei vor allem auf die Zukunft ausgerichtet. Vorauszudenken und trotzdem in der Gegenwart bewusst und aufmerksam zu sein – das ist eine grosse Kunst, an der wir uns alle wohl ein Leben lang üben können.

 

In diesem Sinne wünsche ich mir weitere Begegnungen mit Ihnen, liebe Studierende, im Hier und Jetzt, spontan oder in organisierten Foren.

 

Mit den besten Wünschen für die bevorstehenden Feiertagen,
Silvio Herzog
Rektor PHZ Schwyz