Das Orientierungspraktikum – Nass, kalt aber goldwert, Februar 2011

von Fabienne Heyne

 

Zielsetzungen – Wie bitte?

Gemäss den Richtlinien, die natürlich in das ‚Portfolio’ alias ‚Die persönliche Bibel eines jeden PHZ-Studenten’ gehören, wissen wir folgendes:

 

Ziele des Orientierungspraktikums

Festigung Entscheid Stufenwahl

Unterricht planen - durchführen - auswerten

Eigenen Lernweg dokumentieren

 

Alle angehenden Lehrpersonen lernen bald, dass keine Lektion begonnen werden darf, ohne sich vorab dem Ziel der Sequenz bewusst zu sein. Das leuchtet ein.

Was allerdings die drei erwähnten Ziele dieses ersten „richtigen“ Praktikums angehen, da sollte man sich auf dessen Fokussierung im Voraus keine all zu grossen Illusionen machen! Denn jetzt einmal ehrlich: Ist man noch nie vor einer 22-köpfigen Mannschaft gestanden, hat man noch nie zwei Mal täglich 22 Händchen geschüttelt, 22 Aufgaben- und Kontaktbüchlein nach jedem Halbtag kontrolliert, 22 Deutschaufsätze korrigiert und ist man noch nie den davon 20 fehlenden nachgesprungen, dann kann man sich vorab noch so viele Gedanken über Zielsetzungen machen, im Schulzimmer stehend werden sie irrelevant, wenn nicht gar marginal. Man hat schlichtweg zu viel anderes, neues, mit dem man vorerst zurecht kommen muss und möchte.

Erst im Nachhinein, dann wenn man sich an das Schulegeben ein wenig gewöhnt hat, wenn man auf all diese lachenden Kindergesichtchen nicht mehr verzichten möchte und beim endgültigen ‚Aufwiedersehen’ dieser kleinen Kindermasse ein komisches Gefühl in Bauch, Herz und Hals hat, erst dann hat man den nötigen Platz im Kopf, sich über die eigentlichen Ziele dieses Praktikums Gedanken zu machen.

 

Nach Sprung und Landung folgt das bewährte Reflektieren

Nach drei Wochen Unterrichten ist der Lernwert enorm hoch, der Erfahrungsschatz hat sich so prall gefüllt, wie Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf’s Seemannskoffer! Fragen wie ‚Was hat mir besonders gefallen, was weniger?’ und ‚ Hat mir diese Stufe zugesagt?’ oder ‚Wo darf ich mich noch verbessern und was kann ich schon ziemlich gut’? bekommen erst im Nachhinein eine Antwort. Diese Fragen und Antworten stellen dann wahrscheinlich den eigenen Lernweg dar, dokumentiert wurden sie in den vielen Grob- und Feinplanungen -bei einigen Studenten übrigens halbe Dokterarbeiten!

 

Das erste Praktikum wird also als einen Sprung ins eiskalte Wasser bezeichnet. Zu recht! Aber nur so wird sich jeder Student bewusst, ob er zu diesem Beruf ‚Ja’ sagen kann, ob er bereit ist, sich der Verantwortung dieser Tätigkeit sowie den erwähnten Zielsetzungen und Fragen immer wieder von neuem zu stellen.

 

Diese ersten, realen Erfahrungen, die ein PHZ-Student bereits im ersten Semester sammeln darf, sind demnach goldwert! Bekommt dann also das beliebte Reflektieren hier vielleicht doch wieder seinen Sinn? Brauchen Zielsetzungen, Erfahrungen und Erlebnisse nicht Zeit, Raum und ein weisses Papier, um sich ihrer bewusst zu werden?

 

Ja, finde ich und bin dankbar für jede einzelne Stunde dieser drei Wochen in Arth.