Mein Sprachaufenthalt auf der Insel, Februar 2011

von Maria Mazza

 

„Nach England soll es gehen, ja?“, fragte mich mein Vater. „Und was willst genau DU denn dort entdecken?“, fragte er weiter ganz entgeistert.

Ich muss gestehen, das waren berechtigte Fragen, auf welche ich damals keine Antwort zu finden wusste.

Regen? Ist nicht der Grund! Pfefferminzsauce? Ist nicht der Grund! Fish and Chips? Ist nicht der Grund! Die Queen? Ist auch nicht der Grund!!

Meine Auswahl konnte ich mir daher selbst nicht wirklich erklären, aber nichts desto trotz war mein Aufenthalt gebucht und nichts konnte mich daran hindern, „die Insel“ aufzuspüren.

 

Kurz nach Silvester war es dann soweit. Ich verabschiedete mich von meinen Liebsten und landete kurz danach in London Gatwick. Ich war total gespannt, wie ich meinen organisierten Transfer erkennen und finden sollte... Naja, bei dieser Spannung blieb es dann auch, denn mein „organisierter Transfer“ wurde von den Organisatoren vergessen. Erst nach einer dreistündigen Wartezeit zwischen dem Infoschalter und dem Tesco-Express konnte ich endlich ein Schild mit meinem Namen sehen. Juhuu!! Meine Befürchtungen als die weibliche Darstellerin von „Viktor Navorski“ (Tom Hanks in „The Terminal“) zu spielen, sollten sich also doch nicht bestätigen. =)

 

Müde und hungrig wie ich war, freute ich mich bloss auf ein warmes und feines „z’Nacht“ mit meiner Gastfamilie. Ich wurde herzlichst begrüsst und gleich zu Tisch gebeten. Pasta sollte es geben. „Wow“, dachte ich mir, „da soll doch noch einer behaupten die Inselbewohner können nicht kochen!“ Hier anzufügen ist aber, dass dieser Gedankengang vor der Ketchup-Flasche am Tisch gewesen war. Nach einigen weiteren Erfahrungen dieser Art, entschied ich mich meinem Gaumen doch mal ab und zu eine Freude zu gönnen und nahm das kulinarische Angebot des Stadtzentrums gerne in Anspruch. Vielfältiger konnte diese Auswahl nicht mehr sein: türkisch, indisch, italienisch, libanesisch, koreanisch, thailändisch, afrikanisch, spanisch, chinesisch, griechisch,... und alles war wirklich „delicious“! Vollgegessen und zufrieden machte ich mich auf den Weg zu meinem Lieblings-Pub: The Brunswick. Den Pint musste ich mir jedoch zuerst hart verdienen, da mich der Weg durch die eisige Kälte der Nacht führte. Dementsprechend zog ich mich mit mehreren Schichten warm an... Dabei musste ich jedoch feststellen, dass ich so ziemlich die einzige war, die der Kälte auf diese Weise trotzen wollte. Die Engländerinnen sind nämlich „richtige Anarchisten“: Nichts konnte sie von der Mode abbringen! Je kälter es war, desto kürzer waren ihre Miniröcke und umso höher ihre High Heels. Diese Stilikonen waren besonders dann amüsant zu beobachten, wenn es nach dem Ausgang um den Catwalk Richtung „nach Hause“ ging... aber das sind andere Geschichten.

 

Rückblickend stelle ich fest, Antworten auf Vaters Fragen gefunden zu haben. Ich wollte eine neue Kultur entdecken; und diese habe ich auch. Obwohl ich als sonnenliebende Hobbyköchin nicht meine Traumdestination des Wetters und der Esskultur finden konnte, habe ich viele neue Erfahrungen und Freunde dazugewonnen. Und eins muss ich noch loswerden, obwohl die Inselbewohner das Lamm teilweise in der Pfefferminzsauce demütigen und oftmals einen Eindruck als Paradiesvögel hinterlassen, sind sie trotzdem toll! Ich habe noch nie ein solches lustiges, offenes, tolerantes und hilfsbereites Volk wie die Engländer kennengelernt. Also, auf was wartet ihr noch? Ab auf die Insel! =) Schnappschüsse